Deren Entrüstung kann man sich ungefähr vorstellen. Zwei Wochen dauerte es, bis seine Mutter die Erlaubnis zur Mitarbeit gab – und auch nur unter einer Bedingung: Der Sohn sollte zumindest das Handwerk der Schnitttechnik beherrschen, damit ihn die Näherinnen, die bei ihr angestellt waren, nicht auslachten. 1966 begann er an der Modeschule Bunka Fukusō Gakuin in Tokio, an der bereits seine Mutter gelernt hatte. Yamamoto schloss als jahrgangsbester Absolvent. Was man auch erwähnen sollte: Unter den 900 Studierenden waren nur zwei Männer. Die Kundschaft der mütterlichen Schneiderei, in die er zurückkehrte, war ebenfalls fast ausschließlich weiblich. Manche ließen sich für ihren zahlenden Ehemann einkleiden, andere arbeiteten als Mätressen, Bardamen oder Prostituierte. Yamamoto nahm Maß, zeichnete Entwürfe und nähte von Hand. Zumeist wurde aufreizende und figurbetonte Kleidung gewünscht, die Männern gefallen sollte, was Yamamoto wenig zusagte. Er sah um sich herum nur hart arbeitende Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft. Auch nicht ganz unwichtig: Fumi Yamamoto hatte sich dagegenentschieden, wieder zu heiraten. Sie trug ausschließlich Schwarz, in Japan traditionell nicht unbedingt eine Trauerfarbe, in jedem Fall aber männlich besetzt – so kleideten sich schon die Samurai zumeist in Schwarz.
Die Mode von Yamamoto lässt vermuten, dass er sich wünschte, die Frauen zu schützen, ihnen einen Panzer oder eine Uniform zu verleihen – und er hatte eine radikal andere Vorstellung von Sinnlichkeit. Die war – und ist bis heute – abstrakt und nicht auf den ersten Blick organisch, in jedem Fall intelligent. Was seine Mode schon gar nicht ist: einfach. (...)
→ Die gesamte Geschichte lesen Sie in rampstyle #34 »On Any Sunday«.