Guy Ritchie: Der ­Übermütige

Mit zwei kleinen Gangster-Komödien wurde Guy Ritchie berühmt, sie strotzten vor so vielen Ideen, dass man damals unkte, sie würden ihm bestimmt bald ausgehen. Tja. Dann ging er nach Hollywood – und dreht seitdem sehr erfolgreich Filme. So falsch kann man liegen.

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    Wiebke Brauer
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    action press

Man sollte sich nicht von seinem gemütlichen Äußeren täuschen lassen. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein britischer Kumpel, jemand, mit dem man in einer Kneipe das eine oder andere Bier trinken möchte. Das ist mit Guy Ritchie auch sicherlich möglich, allerdings sollte man dazu wissen, dass der 54-Jährige nicht eine Sekunde stillsitzen kann, einen schwarzen Gürtel in Brazilian Jiu-Jitsu hat und nicht nur ein Pub namens Lore of the Land besitzt, sondern auch eine Brauerei, die Gritchie Brewing Company. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass er mit »Operation Fortune«, der unlängst in den Kinos lief, seinen dreizehnten Film abgeliefert hat. »The Covenant« mit Jake Gyllenhaal startet auch bald, zurzeit führt er Regie bei den ersten beiden Folgen für die Serie »The Gentlemen«, einem Fernseh-Spin-off seines gleichnamigen Erfolgsfilms von 2019, ebenfalls in Arbeit sind zwei Live-Action-Musicals für Disney, »Aladdin 2« und »Hercules«. Ritchie selbst sagte über seine Arbeitswut nur: »Die Idee ist, in den nächsten Jahren ziemlich beschäftigt zu sein. Es ist schon lustig: Je älter man wird, desto mehr mag man das Filmemachen.« Der Mann hat sehr, wirklich sehr viel Energie.

© Simon Emmett / Trunk Archive
© Simon Emmett / Trunk Archive
Was man über Guy ­Ritchie wissen sollte: Er kann nicht eine ­Sekunde stillsitzen.

Was man jedem seiner Filme ja auch anmerkt. 1998 erschien sein Erstwerk »Bube, Dame, König, grAS«, zwei Jahre später »Snatch – Schweine und Diamanten«. Die zwei überdrehten Kleinganoven-Komödien machten nicht nur ihn berühmt, sondern auch Jason Statham, aber dazu später. Mit unglaublicher Geschwindigkeit erzählte Ritchie darin verschachtelte Geschichten, in denen sich schräge Schlägerfiguren mit schillernden Milieunamen oder verkrachten Existenzen derbe Witze um die Ohren hauten. Das Besondere aber war: Die Filme waren auch noch elegant geschnitten, spielten mit Zeitlupe, Zeitraffer und ausgefallenen Kameraperspektiven, die durchgeknallten Dialoge waren kunstvoll inszeniert und die Kämpfe furios choreografiert. Das hatte man zuvor so noch nie gesehen. Passt ja, dass Ritchie mal meinte: »Ich mag keine konventionellen Filme drehen.« Dazu kam die Tatsache, dass man sich vor Lachen bog, weil man kein Wort von dem verstand, was Brad Pitt als Mickey »One Punch« O’Neil in »Snatch« sagte. Dass Pitt eine komödiantische Ader hatte, wusste man schon seit »12 Monkeys«, aber dass er so verrückt ist, seine Rolle in »Fight Club« zu -parodieren, das hatte man ihm dann doch nicht zugetraut. Übrigens war es Brad Pitt, der damals unbedingt in Ritchies neuem Film mitspielen wollte. Und der vernuschelte Dialekt kam zustande, weil man natürlich den amerikanischen Akzent des Schauspielers verschleiern musste. Wie auch immer, ganz offenbar hatten bei den Dreharbeiten sehr viele Leute Spaß, und der war ansteckend.

Die Physis, der Ehrgeiz – man kann sich schon ­vorstellen, wie es geklickt hat, als sich Ritchie und ­Statham das erste Mal trafen.

Am Rande sei hier erwähnt, dass Guy Ritchie beim Erscheinen von »Snatch« mit Madonna verheiratet war, was die Presse damals deutlich mehr interessierte als die Filmpremiere. 2008 wurde die Ehe wieder geschieden, womit man das Thema auch wieder abhaken kann. Wobei, vielleicht noch ein Zitat von Guy Ritchie zu der ganzen Geschichte: »Ich kann verstehen, dass die ganze Welt an meiner Frau Madonna interessiert ist. Deshalb habe ich sie ja auch geheiratet.« 2015 heiratete Ritchie die Britin Jacqui Ainsley, mit ihr hat er drei Kinder.

Was hier auch kurz angerissen werden sollte: Es ist nicht so, dass Guy Ritchie jemals ein Regie-Studium absolviert hätte. Mit fünfzehn flog er von der zehnten oder elften Schule, auf die ihn seine Eltern schickten, es heißt, er hätte die ganze Zeit nur geschwänzt oder wahlweise die Mädchen unterhalten. Was denkbar ist. Viel schwerer wog allerdings, dass er unter Dyslexie litt. Ein Schicksal, das er übrigens mit Quentin Tarantino teilte, mit dem Ritchie ja immer wieder in seinen Anfängen verglichen wurde. Erstaunlich ist es in jedem Fall, dass...

→ Die gesamte Geschichte lesen Sie in der rampstyle #28 »Into the Great Wide Open«.

Wiebke Brauer

Wiebke Brauer

Textchefin ramp & freie Autorin
Glückliche Kindheit auf dem Rücksitz eines schwarzen Mercedes-Benz /8 und einer dunkelblauen 123er Limousine. Nach dem Abitur Studium der Anglistik und der Germanistik im ersten Hauptfach mit dem Schwerpunkt Medienkultur. Ihr erstes Auto: ein Citroën 2CV, weitere Klassiker auf zwei und vier Rädern folgen. Interessiert sich darüber hinaus für Themen aller Arten und arbeitet seit 2016 vogelfrei, wie sie selbst sagt. Unter anderem für Spiegel Online, auto, motor und sport, Motor Klassik, Fuel und den Stern. Und der Zeitschrift ramp ist sie mehr als zugetan.
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