Car Wash: Frank-Steffen Walliser und der Continental GT

Herr Walliser, Sie sind seit etwa einem Jahr bei Bentley, sind von einer deutschen zu einer typisch englischen Marke gewechselt. War das ein Kulturschock?

Nein, das nicht. Aber Bentley hat eine ausgeprägte Unternehmenskultur, die wir kontinuierlich weiterentwickeln und die auch einen hohen Stellenwert im Tagesgeschäft hat, was ich insgesamt als sehr positiv empfinde. Was das Britische angeht, ist es spannend, die kulturellen Unterschiede festzustellen und mit anderen Sichtweisen umzugehen. Und dass ich ein Deutscher bin, das war innerhalb des Unternehmens kein Thema – es gab in den letzten 25 Jahren ja schon mehrere deutsche CEOs. Grundsätzlich schauen Briten auf die Person, nicht auf die Herkunft.

Was ist Ihnen besonders angenehm in dieser anderen Unternehmens- und Landeskultur aufgefallen?

Die Offenheit. Wenn man Dinge konkret anspricht, wird das sehr geschätzt. Und die Freundlichkeit im täglichen Leben. Ich hatte zum Beispiel einen Fehler bei einer britischen Park-App gemacht – Nummernschild falsch eingegeben, aber bezahlt. Ich schrieb der Stadt Manchester und erklärte den Fehler. Ich bekam eine sehr freundliche Rückmeldung: »Wir sehen Ihre Zahlung, alles in Ordnung.« In Deutschland wäre das vermutlich nicht so ausgegangen.

Was passiert aktuell bei Bentley?

Ein enormer Umbruch: die Umstellung auf Elektromobilität. Das ist ein Thema, das weltweit gerade alle beschäftigt. Unterschiedliche Märkte, unterschiedliche Kundenerwartungen, unterschiedliche Regulierungen, neue Wettbewerber. Es ist kein einfaches Umfeld. Bentley hat jeweils ein Modell weltweit – es gibt keine verschiedenen Varianten für verschiedene Märkte. Das ist eine Herausforderung. Unsere Strategie »Beyond100« ist deshalb zu »Beyond100+« geworden, das heißt, wir wollten 2030 vollelektrisch werden, aber das stellte sich als zu früh heraus. Jetzt haben wir auf 2035 terminiert. Wir werden weiterhin Plug-in-Hybride anbieten, die kommen sehr gut an. Gleichzeitig bauen wir das Werk um, bereiten uns auf das erste elektrische Modell ab 2027 vor. Und wir verändern auch das Händlernetz, unsere Produktprozesse, die Führungsstruktur – das ist ein 360-Grad-Projekt.

Wie wird die Marke sich künftig darstellen?

Wir werden sie neu erzählen. Weniger vergangenheitsbezogen. Mehr über die Inhalte. Über die Menschen. Und über die Technologien. Bentley ist kein reiner Luxushersteller, sondern ein Hightech-Unternehmen – in der Fahrwerksabstimmung, in der Software, im Einsatz von KI. All das ist notwendig, um heute so ein Auto wie einen Bentley überhaupt bauen zu können. Und das soll auch sichtbar werden.

Was verrät der neue Continental GT über die Marke?

Er hat einen riesigen Sprung gemacht, für Autoliebhaber auch sicherlich einen sehr spannenden. Statt eines Zwölfzylinders kommt jetzt ein V8-Hybrid – mit besserer Performance, besserem Ansprechverhalten und besseren Emissionswerten. Dazu ist er sportlicher und besser in der Balance. Also dieser erste Schritt der Transformation in Richtung Teilelektrifizierung, der ist gelungen. Und das, was das Design des GT grundsätzlich auszeichnet – vom Grill über den Endless Bonnet bis hin zur muskulösen Ausprägung des Hecks –, das findet man alles auch in den anderen aktuellen Modellen. Und das werden wir auch konsequent weiterentwickeln. Zudem ist die Art und Weise, wie das Interieur entsteht, echte Handarbeit und absolut einmalig.

Was ist das typische Fahrgefühl eines Bentley?

»Effortless« – also mühelos. Aber das bedeutet nicht, dass die Lenkung weich ist. Im Gegenteil: Je präziser ein Auto ist, desto leichter fährt es sich. Auch die Bedienung ist entscheidend – lieber etwas kuratierter, statt alles anbieten zu wollen. Das ist wie in einem guten Restaurant: weniger Auswahl, dafür alles aufeinander abgestimmt. Und das Auto fährt souverän. Das hohe Drehmoment – das war schon immer ein Merkmal der Marke. Deshalb passt Elektromobilität auch so gut. Ein Bentley fährt nicht laut – aber man merkt, dass da einer kommt.

Wie definiert Bentley Luxus?

Wir reden nicht gerne darüber – wir liefern ihn lieber. Luxus zeigt sich in der Qualität. Und das lässt sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen – Möbel, Apartments, Yachten von Bentley. Immer dezent, nie übertrieben.

( … )

→ Die gesamte Geschichte lesen Sie in ramp #68 »Happy as a Clam«.