Brad Pitt im Gespräch

Mister Pitt, können Sie sich noch daran erinnern, was Sie am meisten überrascht hat, als Sie berühmt wurden?

Dass sich jemand für mich interessierte (lacht). Und ich meine das nicht im Sinne von wirklichem Interesse oder Fürsorge, sondern dass sich Leute Gedanken darüber machten, was für eine Haarfarbe ich habe.

Stimmt die Geschichte über Ihren ersten Job eigentlich? Sie mussten in einem Hühnerkostüm tanzen?

Ja, halbwegs. Als ich nach Los Angeles kam, gab es die Job Factory, das war eine Anschlagtafel mit einer Liste mit Gelegenheitsjobs. Jemand brauchte zum Beispiel Leute, die zwei Wochen lang Kühlschränke auslieferten, die sollten zu einem College-Campus. Das war einer der Jobs, den ich damals angenommen habe. Und als die Fastfood-Kette El Pollo Loco eine neue Filiale eröffnete, brauchten sie ein paar Idioten, die in einem Hühnerkostüm herumstanden, die Leute hereinwinkten und »Grand Opening!« riefen – ich war einer der Idioten. Ich fuhr auch Stripperinnen herum, es gab also echt eine Menge seltsamer Jobs. Aber es war toll, man konnte zwischendurch immer noch zum Schauspielunterricht gehen. Ich hatte damals auch keine Vorsprechtermine.

Und dann kam »Thelma and Louise« und man nannte Sie »The Next Big Thing«.

War ich das?

Es war zumindest der Anfang einer grandiosen Karriere.

Man denkt nie so weit im Voraus. Man versucht vor allem herauszufinden, wer man in der Branche ist, es geht darum, mögliche Chancen zu suchen, zu bekommen und zu sehen, was man daraus macht. Das waren die Neunzigerjahre für mich.

Können Sie uns noch ein bisschen mehr aus dieser Zeit erzählen?

Ich liebte Filme. Sie waren zugleich mein Weg in die Welt und erklärten sie mir. Ich bin damals noch nie westlich von Colorado gewesen, hatte gerade mal Florida gesehen, mein Radius war also sehr klein. (Anm. d. Red.: Brad Pitt wurde in Oklahoma geboren und wuchs in Springfield, Missouri, auf.) Filme zeigten mir, dass verschiedene Kulturen existieren und wie Menschen in verschiedenen Situationen reagieren. Als ich dann mit der Schauspielerei anfing, wurde ich dazu gedrängt, Sitcoms zu machen, und ich sagte: »Das kann ich nicht. Ich habe keinen Sinn dafür.« Filme waren etwas Besonderes für mich. Das war die Art von Geschichten, bei denen ich mitspielen wollte. Dann dauerte es ein ganzes Jahrzehnt, bis ich herausfand, was ich wollte und konnte. Dabei gab es ein paar Schritte in die richtige Richtung und einige Fehltritte. Es hat schließlich sogar noch länger gedauert, herauszufinden, warum ich Erfolg hatte und nicht einer meiner Mitbewerber. Aber damals war ich einfach immer pleite und versuchte nur, mich durchzuschlagen.

Haben Sie damals nicht in Erwägung gezogen, dass Sie berühmt werden könnten?

Es gibt kein Handbuch zum Thema Ruhm, und ich habe nie so richtig verstanden, was Ruhm überhaupt sein soll. Ich weiß ja noch nicht einmal, warum ich mich zu Filmen hingezogen fühlte, abgesehen davon, dass sie für mich eine Art Ausbildung waren. Wie gesagt, sie zeigten mir Ideen davon, auf wie viele unterschiedliche Arten man sein Leben gestalten kann. Ich befand mich ja damals in einer Art Vakuum. Das machte also in erster Linie die Anziehungskraft aus. Später wurde mir klar, dass es auch die Angst vor der Bedeutungslosigkeit gab, die Angst davor, dass das eigene Leben nichts wert ist, und der Wunsch danach, seinem Leben eine Art Denkmal zu setzen, als ob Filme einem einen inneren Frieden schenken oder einen höheren Selbstwert verleihen würden.

Gibt es einen Film, der Ihr Leben veränderte?

Ich würde da eher von einer Art Erfahrung sprechen, die man in jüngeren Jahren macht. Ich kann Ihnen Filme nennen, die in mir den Wunsch geweckt haben, die Welt zu bereisen und Menschen zu treffen, die auf Dinge anders reagieren oder die eine andere Sichtweise haben. Ich erinnere mich gut daran, wie ich »Saturday Night Fever« sah. Ich musste mich in die Vorstellung hineinschleichen, weil (...)

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