Unterwegs: Ein Gespräch mit Gorden Wagener

Sogar der Ortsname wurde abgeändert. Aus Affalterbach wurde Affasterbach – inoffiziell, versteht sich, und auch nur für diesen Abend. Die ganz große Bühnenshow, Licht, Nebel, Musik, internationale Gäste von Formel 1-Fahrern bis hin zu Roger Federer. Markus Schäfer, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group AG, erklärt: »Die besten Köpfe in unseren weltweiten Entwicklungsabteilungen haben ihr umfassendes Know-how eingebracht – von Mercedes‑Benz in Sindelfingen und Untertürkheim über Mercedes‑AMG in Affalterbach und YASA in England bis hin zu unseren Formel 1-Antriebsexperten bei Mercedes‑AMG High Performance Powertrains in Brixworth.« Das Ergebnis leuchtet in Orange: Concept AMG GT XX. Mit über 1.300 PS zeigt es das zukunftsweisende Technologieprogramm von AMG. Aber wie sieht das jetzt eigentlich aus?

Herr Wagener, das Concept AMG GT XX erinnert deutlich an die C111 Serie, also eine Prototypen-­Serie aus den Siebzigern mit hocheffizienter Aerodynamik, zumindest für damalige Verhältnisse.

Richtig. Wobei ich gleich sagen muss: Ich bin kein Fan des Prinzips »Form follows function«. Denn neben der Funktion gibt es die Emotion, und die sorgt für das Lebendige im Design. Natürlich, bei einem Performance Car spielt Aerodynamik eine Rolle – aber damit hört es nicht auf. Uns geht es darum, eine spektakuläre, fast überzeichnete Form zu schaffen. Etwas, das aussieht wie aus der Hand eines Designers gezeichnet – übertrieben, emotional, ikonisch.

Statt »Form follows function«, was klingt für Sie besser?

Wir sagen lieber: Form follows emotion. Ja, Aerodynamik ist wichtig, und das Concept AMG GT XX ist natürlich auch hoch effizient. Aber die Form wird nicht nur von der Funktion diktiert, sondern vor allem von Ausdruck und Persönlichkeit. Ein AMG soll nicht nur sehr gut fahren – er muss sichtbar begeistern und faszinieren. Unsere Designer haben die Herausforderung angenommen, technische Innovation mit ästhetischer Kraft zu vereinen. Die scharfen Linien, die markanten Flächen, die klare Silhouette – das alles ist nicht nur Funktion, sondern vor allem ein Statement. So wird aus einem Auto eine Ikone.

Also ist die Form Ausdruck – nicht reine Vernunft?

Genau. Ein gutes Auto darf auch emotional aussehen, nicht nur vernünftig. Natürlich ist es wichtig, dass Aerodynamik und Ästhetik Hand in Hand gehen. Aber das alleine reicht uns Designern nicht. Unser Job ist es, darüber hinaus sicherzustellen, dass das Fahrzeug einen individuellen, wiedererkennbaren und emotionalen Charakter bekommt. Der Kunde kauft das Auto nicht nur wegen eines guten c_W-Werts, sondern auch, weil es ihn berührt.

Also ist Aerodynamik zweitrangig?

Das geht mir ein bisschen zu weit. Noch mal: Wir bauen Serienfahrzeuge, keine Rennwagen. Und wir wissen: Design ist seit Jahren Verkaufsgrund Nummer eins. Ich würde aber nicht so weit gehen und hier eine Hierarchie aufstellen wollen. Im Idealfall ergänzen sich Aerodynamik und Design gerade bei einem Sportwagen gegenseitig. Hinzu kommt: Aerodynamik ist eine entscheidende Stellschraube für High Performance, besonders bei hohen Geschwindigkeiten. Bei 300 km/h müssen mehr als 80 Prozent der Antriebsenergie aufgewendet werden, um den Luftwiderstand zu überwinden. Das zeigt, wie wichtig eine effiziente Aerodynamik gerade im High-Performance-Bereich ist. Daraus resultieren optisch ganz wesentliche, auch authentische Merkmale, wie zum Beispiel die flache Form des Fahrzeugs mit entsprechender Frontscheibe, die niedrige Motorhaube, die schräg stehenden Seitenscheiben und der Entfall der Heckscheibe.

Was macht die Proportionen des Concept AMG GT XX besonders? Und wie wichtig sind Details im Gesamtkonzept?

Die Proportionen sind der Schlüssel zur emotionalen Wirkung. Wir haben bewusst eine breite Spur, einen langen Radstand und eine flache Dachlinie gewählt, um Stärke und Dynamik zu vermitteln. Diese Relation erzeugt Spannung und ( ... )

→ Das gesamte Interview mit Gorden Wagener lesen Sie in der neuen ramp #68 »Happy as a Clam«!