Wie entwickelte er eigentlich die „perfekte Uhr“?
Als Wilsdorf 1905 mit seinem Schwager Alfred James Davis seine Uhrenfirma gründete, interessierten sich Männer noch nicht für Armbanduhren. Die waren glücklich mit ihren Taschenuhren und den darin verbauten großen Werken. Aber die Kleider der Frauen hatten in der Regel keine Taschen. Daher hingen die Uhren teils als Broschen oder an Halsketten. Wenn Kinder daran zogen, konnten sie zu Boden fallen und so Schaden nehmen. Damals gab es ja noch keine Stoßsicherung. Daraus entwickelte Wilsdorf fünf grundlegende Prinzipien für seine Armbanduhren: Präzision, Wasserdichte, Automatik, damit man zum Aufziehen nicht mehr die Krone aufschrauben musste, wodurch Staub und Feuchtigkeit ins Innere der Mechanik gelangten. Dazu gesellte sich 1945 das für Geschäftsleute wichtige Fensterdatum. Und über allem stand das Thema Alltagstauglichkeit in Form von guter Ablesbarkeit, Zuverlässigkeit und Robustheit.
Und die berühmte Datumslupe?
Eine seiner charmantesten Erfindungen. Betty, so erzählte sie mir, sah schlecht und konnte das Datum nicht lesen. Eines Morgens fiel Hans Wilsdorf bei seiner Morgentoilette ein Wassertropfen aufs Glas – genau aufs Datum. Plötzlich war die Anzeige größer. Er stürmte aus dem Bad: »Ich hab’s!« So entstand die Zykloplupe.
Rolex gilt als Inbegriff des Luxus …
Das stimmt. Ich habe in meinem Leben Hunderte Armbanduhren gesammelt. Doch eine blieb immer bei mir, überall auf der Welt: die Explorer II. In den 1980er-Jahren gekauft für knapp 3.000 Mark. Polarweißes Zifferblatt, unspektakulär, aber mit zwei Zonenzeiten – perfekt fürs Reisen. Diese Uhr hat mich nie im Stich gelassen. Heute bekäme ich 8.000 Euro dafür. Zeig mir etwas anderes, das du täglich trägst, das zuverlässig ist, Freude macht – und im Wert steigt. Wir schauen öfter auf die Uhr als in den Spiegel. Und jede Rolex, die ich je gekauft habe: Nie einen Cent Verlust. Nie.