Europa Universalis V
Wie viel Geschichte kann man eigentlich verwalten, bevor die eigene Geduld kollabiert? »Europa Universalis V« stellt diese Frage nicht, es setzt einfach voraus, dass Sie es versuchen. Fünf Jahrhunderte Weltpolitik liegen vor Ihnen: vom späten Mittelalter bis zum Zeitalter der Revolution, komplett mit Hundertjährigem Krieg, Reformation und dem ewigen Pingpong aus Dynastie und Diplomatie. Jede Nation hat ihren eigenen Katalog an Krisen, und jede Entscheidung wirkt wie ein Stein im Getriebe: manchmal schmierend, manchmal blockierend.
Doch diesmal greift das System tiefer. Die Bevölkerung existiert nicht mehr als abstrakte Zahl und viel mehr als fein modelliertes Mosaik aus Religionen, Kulturen und Klassen, das sich auf der Karte sichtbar widerspiegelt. Adel, Klerus und Bürgertum zerren an Ihrer Macht, jede Gruppe fordert Privilegien, jede Reform erzeugt Gegenwind. Innenpolitik ist keine Menüseite mehr, es ist eine tägliche Realität, die Ihre Außenpolitik leise sabotiert. Neu ist zudem, wie Logistik und Wirtschaft die Kriegsführung erden: Armeen marschieren nicht länger wie Geister über die Karte, sie brauchen Versorgung, Bevölkerung, Infrastruktur und vor allen Dingen Geduld.
Was »Europa Universalis V« aber so faszinierend macht, ist seine Mischung aus Planung und Chaos. Sie koordinieren perfekte Handelsrouten über Dutzende Güter, nur damit ein Nachbarstaat beschließt, Ihren Traum mit einer einzigen Allianz zu ruinieren. Sie zentralisieren Ihre Macht, nur damit eine religiöse Minderheit die Provinzen entzündet. Und doch entsteht genau daraus der Reiz: ein Strategiespiel, das weniger nach Tabellen aussieht und mehr nach lebender Geschichte. Oder anders gesagt: eine Welt, die auch dann weiterrollt, wenn Ihre Pläne längst umgefallen sind. Wer die Geduld nicht verliert, entdeckt eines der besten Strategiespiel der letzten Jahre.