Wie würdet ihr euren Arbeitsalltag beschreiben?
René: Das hängt stark davon ab, ob man Regie führt oder spricht.
Regietage sind fast wie klassische Büroarbeit: Man ist von neun bis
gegen sechs im Studio. Wenn man zusätzlich noch spricht, kommen oft
Abendschichten dazu, weil man tagsüber keine Zeit hatte. Als reiner
Sprecher kann man mehrere Termine am Tag haben, oft in verschiedenen
Studios. Es ist ein selbstständiger Beruf mit sehr unterschiedlichen
Phasen, manchmal arbeitet man bis spät in die Nacht, manchmal hat man
ein paar freie Tage am Stück.
Nicolás: Das variiert auch bei mir
stark. In sehr intensiven Phasen, besonders während des Streaming-Booms
vor wenigen Jahren, hatten wir Doppelschichten und sogar
Wochenendtermine. Dann gibt es wieder Wochen, in denen man zwischendurch
Luft hat. Man lernt, die ruhigen Phasen zum Auftanken zu nutzen.
Wie fühlt es sich an, die fertige Produktion zu sehen, gerade
im Vergleich zur Arbeit im Studio, die womöglich ein sehr isolierter
Prozess ist?
René: Für reine Sprecher ist es oft sehr spannend, weil man im Studio
nur seine eigenen Szenen gesehen hat. Ich kenne das Werk als Regisseur
natürlich fast auswendig, beim Schreiben des Dialogbuchs, bei den
Aufnahmen, beim Wiederholen der Takes. Trotzdem ist die Wirkung im Kino
eine andere. Im Studio arbeiten oft nur wenige Personen zusammen. Es ist
intim, konzentriert. Erst im Kino spürt man, dass diese Arbeit ein
großes Publikum erreicht. Das ist jedes Mal ein starker Moment.
Jujutsu Kaisen: Execution enthält einige extrem emotionale Szenen. Bereitet ihr euch darauf besonders vor?
René: Als Sprecher kann man sich selten vorbereiten, weil man das
Material aus Datenschutzgründen vorher nicht sieht. Die Regie erklärt
den Kontext. Das Original hilft natürlich als Orientierung. Jeder
Sprecher braucht dabei andere Anstöße, um emotional hineinzufinden.
Manche greifen auf persönliche Erfahrungen zurück, andere lassen sich
komplett vom Original leiten. Wichtig ist, dass am Ende alles
miteinander harmoniert.