Inazuma Eleven: Helden der Siegesstraße – das Comeback einer Kultreihe

»Inazuma Eleven« meldet sich zurück und erscheint erstmals weltweit gleichzeitig. 2011 war die hiesige Veröffentlichung des ersten Teils ein unerwarteter Erfolg, getragen von einer Fangemeinde, die das ungewöhnliche Fußball-RPG mit offenen Armen angenommen hat. Mehr als zehn Jahre später knüpft »Helden der Siegesstraße« an diese Geschichte an und richtet die Reihe neu aus. Das Ergebnis wirkt vertraut, aber deutlich fokussierter.

Die Handlung beginnt 25 Jahre nach dem ersten Teil. Protagonist Destin Billows hat aufgrund einer Herzkrankheit den Fußball aufgegeben und hält Abstand zu allem, was ihn daran erinnert. Erst die Begegnung mit Briar Bloomhurst, einem Schüler mit widersprüchlichem Ruf, bringt ihn zurück auf den Platz. Parallel dazu führt die Geschichte Harper Evans ein, den talentierten Stürmer der Raimon Junior High und Sohn des frühren Aushängeschilds der Reihe. Die Konstellation ermöglicht unterschiedliche Blickwinkel auf denselben Sport und wirkt dadurch greifbarer als in vergangenen Teilen.

Zwischen diesen Figuren entsteht ein Spannungsfeld, das den Fortschritt der Kampagne bestimmt. Destin sucht nach Orientierung und Harper trägt die Erwartungshaltung einer Fußballschule. Durch diese Setzung erzählt das Spiel eine kompakte Geschichte, die sich weniger auf große Wendungen stützt als auf klare Motivationen. 

Bevor es aber überhaupt ins erste Fußballmatch geht, gilt es die Spielwelt im Rollenspielmodus zu entdecken. Sie erkunden mit Ihrer Mannschaft stimmungsvolle Areale, sprechen mit Figuren und sammeln Hinweise, die den Weg durch die Story strukturieren. Treffen Sie auf Gegner, wechselt das Spiel in rundenbasierte Kämpfe mit dem typisch-amüsanten Level-5-Ansatz: Die Auseinandersetzungen folgen einem Schere-Stein-Papier-Prinzip, das immerzu fair und motivierend bleibt.

Aus diesen Erkundungsabschnitten heraus entsteht ein klarer Übergang zu den eigentlichen Partien. Der Kern des Gameplays setzt weiterhin auf Fußball mit Rollenspielcharakter. So basieren zum Beispiel Zweikämpfe auf Zahlenwerten, die durch Position, Elemente und Ausdauer beeinflusst werden. Treffen zwei Spieler aufeinander, entsteht eine kurze Entscheidungsphase, in der Aktionen gegeneinander verrechnet werden. Special Moves sind gezielt einsetzbar und werden oft fulminant animiert. Das System ist insgesamt leicht erlernbar, aber variabel genug, um Mannschaften unterschiedlich zu formen.

Visuell ist »Helden der Siegesstraße« der bisher stärkste Teil der Reihe. Der bekannte Anime-Look ist in HD nun deutlich opulenter mit einer tollen Ästhetik, ausdrucksstarken Gesichtern und deutlich verbesserten Animationen. Die Handschrift des Level-5-Teams, das unter anderem bereits für »Ni no Kuni«, »Yo-kai Watch« und »Fantasy Life i« verantwortlich war, bleibt unverkennbar. Ergänzt wird dies durch Zwischensequenzen vom Animationsstudio MAPPA, einem der gefragtesten Studios der Branche. Zu sehen sind Sequenzen qualitativ auf Serienniveau, die immer wieder gekonnt im Verlauf des Spiels eingestreut werden.

Ergänzt wird das durch Minispiele im Training, die Werte aller Teammitglieder auf einmal verbessern. Die Aufgaben reichen von Timing-Challenges bis zu einfachen Reaktionsübungen. Sie fügen sich stimmig in das Gesamtbild ein und bieten einen zusätzlichen Anreiz, Mannschaftsteile ausgewogen weiterzuentwickeln. Der Schwerpunkt liegt hier klar auf Effizienz und Verständlichkeit.

Der Chronik-Modus bildet das umfangreichste Element des Spiels. Mehr als 5.400 Figuren und 150 Teams aus der gesamten Serienhistorie stehen zur Verfügung, strukturiert über den Inazuma Victory Bus, der frühere Begegnungen in neuer Form aufbereitet. Viele Matches müssen mehrfach gewonnen werden, und bestimmte Charaktere lassen sich erst nach wiederholten Erfolgen freischalten. Das erfordert Geduld, belohnt aber mit einer breiten Auswahl an Kombinationen und Rückblicken. Die Struktur fühlt sich durchdacht an und funktioniert als Archiv, das sich über Stunden hinweg organisch entwickelt.

Die Kizuna-Station fungiert als Begegnungsraum. Hier erstellen Sie einen Avatar, platzieren Objekte aus der Serienhistorie und treffen auf andere Spieler. Über Sticker, Emotes und spontane Matches entstehen kurze soziale Momente, die das Sammeln und Trainieren ergänzen. Die Idee ist nicht, einen klassischen Online-Modus abzubilden, sondern einen Ort zu schaffen, an dem Mannschaften und Fortschritte sichtbar werden.

Technisch zeigt »Helden der Siegesstraße«, wie konsequent Level-5 die Ästhetik der Reihe weiterentwickelt hat. Das vertraute Anime-Design übersetzt sich in eine stimmige Spielwelt mit klaren Farben und ruhigen Animationen und läuft gerade in Switch-2-Fassung komplett rund. Die Crosssave-Funktion erlaubt zudem den fließenden Wechsel zwischen PC und Konsole.

»Inazuma Eleven: Helden der Siegesstraße« ist ein moderner Serienneustart mit nostalgischen Akzenten. Level-5 stärkt Struktur und Rhythmus, MAPPA liefert die passenden Zwischensequenzen, und der Chronik-Modus verankert die Reihe erneut im Gedächtnis der Fans. Wer hier einsteigt, merkt schnell, dass die Serie ihren Platz gefunden hat. Ein fulminantes Comeback, das den Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart mühelos meistert.

→ Wer nach diesem Ausflug ins goldene Zeitalter Hyrules noch tiefer in legendäre Kämpfe eintauchen möchte: Weitere Highlights finden Sie in unserer Rubrik »Level Up« – und natürlich im aktuellen Heft.