Alpine A390 GTS: Den blauen Faden finden

Voillequins früheste Erinnerung an die Marke Alpine ist so unspektakulär wie bedeutsam: ein Renault-Katalog, eine Alpine, die kurz vor dem Verschwinden war. Das Ende der Marke? »Es war, als würde eine unendliche Möglichkeit einfach verschwinden. Ich war zu jung für die Siebziger-Jahre-Modelle, aber ich wusste, dass diese Marke etwas Besonderes ist.« Von 1995 bis 2012 existierte die Marke Alpine nur noch in den Geschichtsbüchern. Dann wurde sie wiederbelebt.

Dass Alpine heute wieder existiert, ist für Voillequins deshalb ein kleines Wunder. »Wir hatten in Frankreich keine echte Sportwagenmarke mehr. Renault in der Formel 1 war unser Stolz. Aber eine Marke, die voll und ganz dem Sportwagenbau gewidmet ist? Das gab es nicht. Deshalb bin ich stolz, Teil dieser Geschichte zu sein.«

Doch wie überträgt man das historische Erbe einer puristischen Sportwagenmarke in einen vollelektrischen Daily Driver?

»Wir mussten die DNA neu entschlüsseln und zusammen setzen. Die Balance, die Proportionen, die charakteristische Front mit der Doppelsignatur, den seitlichen Alpine Swoosh, das Interieur mit dem Alpine-Cockpit. Alles musste da sein, aber modernisiert.«

Mit der Alpine A390, dem Sports-Fastback und dem elektrischen Nachfolger der A110 entsteht eine neue Alpine-Familie. Die Schwierigkeit: Unterschiedliche Charaktere, aber ein gemeinsamer Code. »Die Autos unterscheiden sich sehr stark. Ein sportlicher Fastback, ein C-Segment-Modell und die Ikone – völlig verschiedene Welten. Unsere Aufgabe war es nicht, Unterschiede sichtbar zu machen, sondern die verbindenden Elemente. Die Zutaten, die jedes Modell sofort als Alpine erkennbar machen.«

Alpine reduziert seine Farbpalette bewusst – und das hat Strategie. »Wir wollen, dass Blau unser Farbcode ist. Andere Marken haben ihr ikonisches Rot. Wir haben Blau. Die Automobilwelt wird immer grauer, immer neutraler. Wir wollen auffallen, wir müssen emotional bleiben. Blau ist unser französischer Racing-Spirit.«

Voillequin verweist auf eine kulturelle Verbindung: »In Frankreich steht Blau für nationalen Stolz. Unsere Fußballmannschaft heißt ‚Les Bleus‘, viele Teams tragen Blau. Es ist Teil unserer Identität.«

Privat ist Voillequin sportlich unterwegs – allerdings nicht im Motorsport. »Ich schwimme viel, ich gehe Skifahren. Und da gibt es tatsächlich eine Verbindung zu Alpine. Das Gefühl, auf der Kante zu stehen, leichte Driftbewegungen zu kontrollieren, die Balance zwischen Präzision und Gleitmoment – das ist in der Fahrdynamik ähnlich.«